Die OP und der Krankenhausaufenthalt:

Montag, 19.03.2007:
Heute soll er also starten, mein zweiter Anlauf zur OP.Um 6:00 Uhr bin ich aufgestanden, hab geduscht und die letzten Sachen in den Koffer gepackt. Um Punkt Sieben stand dann auch wieder das Taxi vor der Tür. Oh Gott, oh Gott, was hab ich für ne Angst... Es ist 7:20 Uhr. Im Krankenhaus angekommen begebe ich mich also wieder auf Station 1A. Ich quatsche die erste Schwester an die mir über den Weg läuft. Sie fragt nach meinem Namen und sie wusste auch schon wer ich bin und was ich hier soll. Also greift sie in einen Schrank und holt ein „wunderschönes“ weißes OP Hemdchen heraus. Dann bringt sie mich auf mein Zimmer. Ist leider nicht so schön wie das in der letzten Woche. Liegt im nicht renovierten Teil der Station und hat noch nicht einmal ein Badezimmer. Sie sagt, ich solle mich erstmal beruhigen und lässt mich mit meiner Zimmergenossin allein. Wir unterhalten uns ganz nett und ich vergesse schon fast warum ich eigentlich hier bin. Irgendwann werfe ich mich dann ins Hemdchen, zieh mir noch meinen Bademantel (ist doch etwas kühl am Rücken) über und leg mich ins Bett. Nervös warte ich auf die Dinge die auf mich zukommen. Gegen 9:00 Uhr erscheint die Schwester wieder und bringt mir die berühmte LMAA Pille. Ich frage sie wann denn meine OP geplant ist. Antwort: Jetzt. Bademantel aus und entspannen, sie nennt mich noch mal scherzhaft „Schisser“ und die wilde Fahrt über die Krankenhausflure beginnt. Sie fährt viel zu schnell, nimmt einige Ecken mit und als wir ankommen ist der OP noch nicht ganz vorbereitet. Also werde ich auf dem Flur „geparkt“, sie klemmt mir meine Akte unter das Kopfkissen, wünscht mir alles Gute und verschwindet. Hier lieg ich nun, die wildesten Gedanken kreisen durch meinen Kopf... Dauert nicht lange, da kommt der erste Pfleger und stellt sich mir vor. Den Namen hab ich allerdings wieder vergessen, er war aber sehr nett. Er redet noch kurz beruhigend auf mich ein und verschwindet dann auch. Danach kommt der Anästhesist vorbei. Keine Ahnung was der mir erzählt hat. Und dann die Ärztin. Sie redet beruhigend auf mich ein und macht mir Mut. Dann wirft sie noch kurz einen Blick in meine Akte und erklärt mir, dass die komplette SD raus muss. Nebenschilddrüsen können aber wohl drin bleiben. Sie verspricht mir die Narbe so klein wie möglich zu halten. Als wenn das meine größte Sorge wäre...Dann werde ich auch endlich zur OP Vorbereitung gebracht. Vom kuscheligem Bett auf die Liege. Kalt. Aber da kommt auch schon der Pfleger und legt mir eine vorgewärmte Decke über. Besser. Man zieht mir das Hemdchen halb aus um mir die Kanüle in die linke Hand zu stechen und bekomme irgendwas gespritzt. Elektroden werden auf Brust und Schultern geklebt. Plötzlich schwebt eine Maske vor meiner Nase und man redet etwas von tief einatmen, Sauerstoff und tut ihnen gut. Ich denke mal dass ich innerhalb von 1 bis 2 Minuten weg war. Kann die Dauer aber nicht richtig einschätzen. Dass nächste, woran ich mich erinnere ist dass ich langsam zu mir komme. Allerdings hab ich nicht wirklich Lust meine Augen aufzumachen. Und schon spricht mich auch schon ein Pfleger an. Na, Frau Gerdes, wie geht es ihnen. Ich versuche zu antworten. Es geht nicht. Ich bekomme kaum einen Ton raus. Panik macht sich breit! Was ist passiert – irgendwas mit den Stimmbändern? Man versucht mich zu beruhigen. Es gelingt aber nicht wirklich. Mir wird erklärt dass die Probleme mit der Stimme durch die Beatmung kommen. Ich will es ja glauben... Ich frage nach der Uhrzeit. Erstaunt stelle ich fest dass der Pfleger tatsächlich versteht was ich will. Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht war es 12:30 Uhr. Dann will er mir ein neues Pflaster aufkleben. Das andere hat sich wohl gelöst. Meine Chance – krächzend gebe ich zu verstehen dass ich die Narbe sehen will. Erstaunt guckt er mich an, wundert sich – und holt einen Spiegel. Sieht eigentlich gar nicht so schlecht aus. Schön Rot, aber ok. Die Länge schätze ich so auf 7-8 cm. Als ich sie mir später in Ruhe betrachtet komme ich auf gute 8 cm. Ich lasse mir die Wunde also wieder schön zukleben und versuch ein wenig zu entspannen. Irgendwie bin ich froh dass ich nun alles hinter mir habe! Es ziept und drückt zwar alles, aber es ist doch ein gutes Gefühl zu wissen dass der ganze Kram jetzt raus ist und mir keinen Ärger mehr machen kann! Dann überwältigen mich die Gefühle und die Tränen laufen. Man spritzt mir auch prompt was zur Beruhigung und redet mir gut zu. Ist mir egal, wahrscheinlich war es der Druck, der von mir abgefallen ist und das Bewusstsein dass ich das schlimmste hinter mir habe. Langsam beruhige ich mich auch wieder. Ich versuche mal meine Lage zu analysieren. Linker Arm: Kanüle mit 2 Infusionen, Messgerät für die Sauerstoffsättigung am Finger, Sauerstoffzufuhr in der Nase und Blutdruckmessgerät am rechten Arm. Und das OP Hemdchen ist auch ein anderes. Dieses ist jetzt blau und wesentlich bequemer. Auf der Brust kleben noch die Elektroden. Und zwei Schläuche im Hals, an denen hängen die Blutfläschchen. Von diesen "Fremdkörper" in der Wunde spüre ich zwar nicht viel, aber irgendwie sind die lästig, bei jeder Bewegung sind die Dinger im weg...
Mit drei anderen Patienten befinde ich mich hier. Ein Mann, zwei Frauen. Sehen kann ich sie zwar nicht, aber hören. Die Station nennt sich IMC. Im Pius kommen die Patienten nach der OP hierher und bleiben bis zum nächsten morgen. Es ist auch ständig jemand anwesend. Man liegt also nicht hilflos auf seinem Zimmer und muss nicht bei jedem bisschen klingeln. Ständig wird nach meinem Befinden gefragt und mir ein Schmerzmittel nachgespritzt. Irgendwie ist mir ein wenig unwohl, leichte Übelkeit, aber erträglich. Und der Blutdruck steigt. 170 zu 100. Und das über längere Zeit. Erst am Abend gibt es dann mal einen Schluck Wasser gegen den Durst, hab schon ganz rissige Lippen. Die Nacht ist sehr unruhig. Trotz Ohropax und Schlaftablette finde ich keine Ruhe. Die anderen Schlafen alle sehr gut – und Schnarchen. Und zwar alle 3... Da ich in der Mitte liege "genieße" ich diesen Surround Sound.
In der Nacht kommt dann noch eine Nonne vorbei. Da ich nicht katholisch bin will sie ja wohl nicht zu mir, oder was ist hier los? Sie sucht aber nur den Plausch mit dem Pfleger.
Dienstag, 20.03.2007:
Am morgen die Gelegenheit zur Katzenwäsche und dann gibt es ein leichtes Frühstück, schmeckt mir aber nicht wirklich. Dann geht es zurück zur Station. Hier wartet bereits eine neue Zimmernachbarin auf ihre OP. Allerdings keine SD Patientin. Sie wird im Anschluss auch auf ein anderes Zimmer verlegt. Hier lieg ich nun also und werde erst einmal von vorne bis hinten „betüddelt“. Ich werde nach Essenswünschen gefragt, man erklärt mir wo ich was finde und lässt mich dann erstmal in Ruhe. Da ich noch mein Zimmer nun für mich alleine habe kann ich auch ein wenig abschalten.
Ich schreibe SMS an Freunde und Familie um zu berichten das ich noch Lebe.Irgendwann wackele ich dann über den Flur Richtung Toilette. Die Blutfläschchen in den Taschen des Bademantels, echt praktisch. Gut dass ich den doch noch mitgenommen habe. Da kommt mir die Ärztin entgegen. Sie spricht mich an und versichert mir dass alles gut gelaufen ist. Allerdings hätten die Knoten sich schon am Brustbein befunden. Auch meinte sie, dass es sehr wahrscheinlich gutartige Knoten gewesen seien, sie hätte keine Bedenken in dieser Richtung. Bei meinem zweiten Gang über den Flur kommt mir dann wieder ein Arzt entgegen. Der hatte meinen Befund gerade in Händen gehalten – JUCHUUU!!! Alles gutartig. Dass macht mir Mut. Und wieder schreibe ich SMS um mein Glück allen mitzuteilen. Jede menge Antworten, man freut sich mit mir.
Und ehe man sich versieht gibt es Mittag. Schmeckt schon etwas besser. Ein Schmerzmittel ist auch mit dabei. Und dann ging das Übel los. Nach etwa 45 min. wurde mir so was von Schlecht, Herzrasen und ein Blutdruck der ungeahnte Höhen erreichte. Schwups waren Schwester Annette und ein Arzt zu stelle. Erstmal zwei Infusion und viele beruhigende Worte. Keiner weiß zu diesem Zeitpunkt woher und warum es mir so Scheiße geht. Mir kullern wieder die Tränen, mir geht’s so bescheiden. Der Arzt meint es wäre doch alles gut – Hallo? Mir ist schlecht, mein Puls rast und ich sehe alles verschwommen. Aber langsam wird es besser, mein Zustand normalisiert sich. Und dann kommt auch schon der erste Besuch! – Fein, jemand der mich aufheitert! Das Leben kann so schön sein. Der Rest des Nachmittages verlief dann auch ganz entspannt. Noch mal Besuch, rumgealbert, wir haben uns über meine Stimme amüsiert, immer noch verdammt heiser und kieksig, aber schon viel verständlicher. Das gibt Hoffnung. Andauernd wurde ich von den Schwestern gefragt ob schon was kribbelt, tat es aber noch nicht. Nur meine Lippen waren kaputt, an der Seite aufgescheuert, wahrscheinlich von der Beatmung. Schön eingeschmiert mit Bepanthen, hat auch gut geholfen.
Der Blutdruck war auch immer noch viel zu hoch, aber mein Zustand wurde immer erträglicher. Zum Abendbrot gab es dann wieder dieses Schmerzmittel (Novalgin). Die Wirkung war dieses Mal nicht so heftig, Der Blutdruck etwas zu hoch und leichte Übelkeit. Beim Bettfertigmachen hab ich dann gesehen das sich auf meiner Haut noch Klebereste der Elektroden befanden. Ich hab versucht dieses Mistzeug abzubekommen und mir dabei die Haut aufgerissen. Aber mit der Bepanthensalbe, die ich ja von den Lippen noch da gehabt habe, hatte ich das schnell im Griff. Die Nacht hab ich einigermaßen gut überstanden. Habe noch Lutschtabletten für den Hals und Schmerztabletten von der Nachtschwester bekommen. Aber schlafen konnte ich wieder nicht. Um meine Zimmergenossin nicht zu stören hab ich mich dann mitten in der Nacht auf den Flur gesetzt zum Lesen. Was hab ich die Frau um ihren Schlaf beneidet...
Mittwoch, 21.03.2007:
Am morgen dann die übliche Kontrolle: Blutdruck (immer noch zu hoch 150/100) aber keine erhöhte Temperatur mehr. Zum Frühstück dann wieder Novalgin. Und nach einer ¾ Stunde ging das Elend noch mal los. Schlimmer als am Vortag. Wieder Infusionen, nach einer gewissen Zeit dann endlich Besserung. Ich mache den Arzt darauf aufmerksam dass jedes Mal nach der Novalgineinnahme diese Probleme auftreten. Umgehend wird das Medikament abgesetzt. Ich bekomme ab sofort ein anderes Schmerzmittel. Nun in Tablettenform und anscheinend auch immer ein anderes. Teilweise schlägt mir auch mal was auf den Magen aber das verzieht sich dann auch schnell wieder. Der Arzt kommt vorbei, kurze Bestandsaufnahme, aufgrund meiner Kreislaufprobleme ist die Entlassung erst für Freitag vorgesehen und schon ist er wieder weg. Die blöden Blutflaschen sollen heute auch noch verschwinden. Was freu ich mich wenn die Schläuche endlich raus sind... Am Nachmittag war es dann soweit, Schwester Annette kommt und will mir die Schläuche rausziehen. Am schlimmsten ist das ablösen des Pflasters. Dann ein kurzer Ruck, ein kurzes ziepen und weg! Ich habe das Gefühl mir wird ein halber Meter Schlauch rausgezogen, sind aber wohl nur etwa 6 cm auf jeder Seite. Dann wieder ein schönes großes Pflaster auf den Hals und gut is. Annette fragt mich wieder ob inzwischen irgendwas kribbelt und verlangt dass ich mich umgehend melde wenn es soweit ist. Jawohl Oberschwester Hildegard – wird gemacht!
Im Laufe des Nachmittags ist es dann auch soweit – es kribbelt. Also arbeiten die Nebenschilddrüsen noch nicht richtig, das Kribbeln kommt durch den dadurch auftretenden Calciummangel. Man gibt mir 2 Ampullen Calcium und es verfliegt auch recht bald wieder, tritt nun aber regelmäßig auf. Dann geht’s zum „Giftschrank“ im Schwesternzimmer und es gibt Nachschub. Der Rest des Tages verläuft ganz angenehm. Meine Zimmergenossin ist heut im OP und ich hab das Zimmer für mich alleine. In der Nacht kann ich trotzdem wieder nicht schlafen, wenn es hochkommt hab ich vielleicht 2 Stunden geschlummert.
Donnerstag, 22.03.2007:
Nach dem Aufstehen die übliche Prozedur, juchhu, mein Kreislauf hat sich endlich stabilisiert. Bei der Visite gibt mir der Arzt zu verstehen dass ich morgen nach Hause darf. Und das allerschönste: Ich darf Duschen!!! Und das große Pflaster kommt auch ab. Nur die Klebestrips sind noch drauf und an der Seite hängen noch ein paar Fäden. Als ich mich später im Spiegel betrachte stelle ich fest dass die Haut dort, wo das Pflaster gesessen hat, doch sehr gerötet ist.
Heut gibt’s noch ne Blutabnahme (hat fast 2 Wochen gedauert bis der blaue Fleck sich zurückgebildet hat) und die Überprüfung der Stimmbänder. Zunge raus, festhalten, Mund weit auf, sodass die Ärztin einen guten Blick hat, zweimal „Ih“ sagen (ist gar nicht so einfach mit raushängender Zunge und einem Lachkrampf) und das war es. Alles funktioniert einwandfrei. Meine Stimme hat sich inzwischen auch um ein vielfaches verbessert. Zurück auf Station und den Tag schön ruhig über die Bühne gebracht. Ab und an trifft man auf dem Flur Patienten mit der gleichen Krankheit – man erkennt sich sofort – Hey, du auch? Schildies unter sich *gg* Die Nacht kommt und ich hab wieder kaum geschlafen. Und in der Nacht haben wir es tatsächlich geschafft – wir haben den Calciumvorrat wegesoffen, in der Nacht gibt es jetzt nur noch Lutschtabletten – helfen aber genauso gut.
Freitag, 23.03.2007:
Aufstehen, Frühstücken, Pflasterstips ab, nur die Fäden bleiben noch drin. Die werden Montag gezogen. Visite abgewartet. Ja, ich darf nach Hause. Allerdings ist der Arztbrief noch nicht fertig. Man schlägt mir vor diesen an meinen Hausarzt zu schicken und mir ne Handvoll Tabletten mitzugeben. Von mir aus – ich will nur weg!