Diese Geschichte hat nun schon vor über 4 Jahren angefangen - und heute geht es mir gut!
Die OP ist ein Teil meiner Geschichte geworden, alles ist gut verheilt. Die abschließende Hormoneinstellung hat, nach einigem hin und her, funktioniert und ich lebe sehr gut mit den künstlich hergestellten Hormonen.
Alle Probleme sind Vergangenheit, das Leben macht wieder Spaß.
Ich kann allen nur empfehlen: Stellt euch der Krankheit, zeigt ihr die Stirn und vor allem - habt Geduld und gebt nicht auf!! Das Leben ist zu schön um sich unterkriegen zu lassen...

Wie alles begann

Im Herbst 2006 wurde ich das erste Mal auf meine Schilddrüse angesprochen.
Diese hatte sich im Laufe des vergangenen Jahres immer weiter vergrößert.
Irgendwie habe ich es nicht einsehen wollen dass mit mir irgendetwas nicht stimmt und den Arztbesuch immer wieder vor mir hergeschoben.
Am 09. Januar 2007 habe ich dann endlich meinen ganzen Mut zusammengenommen und mich auf den Weg zu meinem Hausarzt gemacht.
Der hat sich meinen Hals nur kurz angeguckt und mir sofort eine Überweisung zum Endokrinologen gegeben. Von dieser Fachrichtung höre ich heute das erste mal...
Er hat mir auch, ganz ohne irgendwelches Wissen über meine Krankheit, gesagt dass operiert werden muss. Hat mir natürlich gar nicht gefallen. Schließlich habe ich, zu diesem Zeitpunkt, kaum Beschwerden. Na ja, wenn ich ehrlich bin, es ist schon unangenehm beim Schlucken und es nimmt mir auch ein wenig den Atem.
Kaum Zuhause, hab ich mir dann einen Termin beim Endokrinologen geben lassen – 23.01.2007. Das sind ganze 2 Wochen Zeit. In dieser Zeit rede ich mir immer wieder ein dass es bestimmt alles nicht so schlimm ist. Ein paar Pillen werden es schon tun. Schließlich hatte mein Hausarzt mich noch nicht einmal richtig untersucht. Aber ich hab so ein ungutes Gefühl... Und dieses Gefühl wird mich in den nächsten Wochen ständig begleiten und artet aus in einen Angstzustand. Angst vor Krankheit, Angst vor Schmerzen, Angst vor möglicher Lebensbeeinträchtigung und schließlich die Angst vor Krebs. Angst, die mir niemand nehmen kann.

Jede Menge Ärzte

Jede Menge Ärzte
Dann der Termin beim Endokrinologen.Größe, Gewicht und Blutdruck messen – Sche***, schon wieder zugenommen...
Der Arzt hat dann eine Ultraschalluntersuchung gemacht. Da stand dann auch für ihn fest dass ich operiert werden muss. Er meinte, es wäre wohl eine Überfunktion. Außerdem befindet sich eine große Menge an Flüssigkeit in der Schilddrüse. Es wurde auch die Vermutung geäußert dass ich die Probleme schon seit über 20 Jahren haben muss – dass kann ich ja nun gar nicht glauben, mir ging es doch immer gut. Oder vielleicht doch nicht?
Und der Mann scheint mir nicht zu glauben dass mein Hals innerhalb von wenigen Monaten diese Dimensionen angenommen hat...
Mir wurde dann Blut abgenommen und ich bekam eine Überweisung zur OP Planung im Pius Hospital in Oldenburg. Ich sollte aber noch den Arztbrief abwarten und dann erst einen Termin machen. Ok, kann ja nicht sooo lange dauern. Denkste, 15 Tage haben die mich warten lassen... Dann kam endlich dieser Brief. Den ersten Satz hab ich sofort verstanden, ich hab also Übergewicht – ist ganz was neues, das schlepp ich ja auch erst seit Jahren mit mir rum...
Die Werte fast alle im Normbereich, hmm, also doch nicht so schlimm?? Der nächste Satz zerschlägt meine Hoffnung. Zur OP wird dringend geraten.
Also setzte ich mich widerwillig ans Telefon und lasse mir einen Termin zur OP Planung geben. Dieser ist am 20.02.2007. So ein Mist, wieder 2 Wochen warten...
Diese Wartezeit zwischen den Terminen ist für mich das schlimmste.
Inzwischen beginne ich mich mal etwas Intensiver mit dem Thema Schilddrüse auseinanderzusetzen.
Da ich von den Ärzten, für meine Bedürfnisse, nur unzureichende Informationen bekomme, ziehe mir Informationen aus dem Internet. Versuche mich schlau zu machen, ich bin halt jemand der alles ganz genau wissen möchte. Dann klicke mich durch unendlich viele Seiten. Das macht mich nach einiger Zeit nur noch wuschiger, kann die Informationen kaum noch verarbeiten. Gutartig, Bösartig, kalte Knoten, heiße Knoten, Radiojodtherapie, Szintigramm, Feinnadelpunktion, TSH, ft3, ft4, Anti TPO. Ich verstehe kaum was ich lese. Worum geht es hier eigentlich, was kommt da bloß alles auf mich zu...??
Wenn ich mir die Symptome mal so angucke... deutet eigentlich alles eher auf eine Unterfunktion hin, aber man sagte mir doch Überfunktion. Oh man, was denn nun? Jedenfalls macht sich bei mir auch immer mehr Panik breit. Es kann ja auch was schlimmeres sein als eine einfache Fehlfunktion. Diesen Gedanken bekomme ich einfach nicht aus meinem Kopf.
Klar, die Wahrscheinlichkeit von Schilddrüsenkrebs liegt nur bei etwa 5%, aber es reicht für viele schlaflose Nächte.
Jedenfalls kommt der 20.02. immer näher. Inzwischen hab ich auch seit einigen Wochen verstärkt Probleme beim Schlucken und ein ständiges drücken im Hals. Ich habe das Gefühl dass meine Schilddrüse unaufhörlich weiter wächst.
Also auf zum Pius. Parkplatz gesucht, für 2 Stunden bezahlt (na, hatte gedacht das reicht), nach fast 3 Stunden klebte, Gott sei Dank, kein Knöllchen an der Windschutzscheibe!
Im Krankenhaus, natürlich, erst einmal warten... (wie ich das hasse)
Dann ein sehr netter Arzt. Ein Blick und der wusste sofort das meine Schilddrüse spinnt (woher bloß...??) Na egal, ein „Halbgott“ eben. Grins.
Allein mit den Blutwerten meines Endokrinologen konnte er natürlich nicht viel anfangen. Also auf in die Nuklearmedizin des Hauses. Der Arzt sagte schon dass es 1,5 Stunden dauern könnte – Recht hatte er, leider...
Überweisungsschein für die NUK in die Hand bekommen, die Treppen wieder runter, angemeldet und erstmal wieder warten. Die wildesten Gedanken kreisen durch meinen Kopf während ich auf dem Flur sitze und darauf warte aufgerufen zu werden.
Dann eine Ultraschalluntersuchung. Die Ärztin stutzt, geht raus und holt einen Kollegen dazu. Die waren doch sehr „erschüttert“ über die erheblichen Einblutungen (vermutlich Blut) in die Schilddrüse. Na gut, das erklärt, meiner Meinung nach, zumindest die extreme Größe und das schnelle Wachstum der Schilddrüse. Anscheinend ist das aber nicht so schlimm, auf dem Bericht für die Chirurgie wird das nämlich nicht erwähnt.
Dann noch ein Szintigramm. Radioaktives Zeug in den Arm gespritzt und das muss dann auch erst einmal 20 min. wirken.
Dann 6 min. geröntgt und wieder warten bis die Ergebnisse ausgewertet sind.
Fakt – kalte Knoten links und rechts, d.h. die Schilddrüse bildet also keine Hormone; dahinter kann sich Krebs verbergen. Auf dem Röntgenbild kann man kaum Aktivität feststellen, wahrscheinlich musste nach dem Ausdruck die blaue Farbe im Drucker gewechselt werden.
Die Ärztin sieht, im anschließenden Gespräch, irgendwie ernst und betroffen aus, erwähnt auch die Möglichkeit der Bösartigkeit.
Ich bin den Tränen nahe. Die ganze Zeit habe ich mir eingeredet dass es keine Veranlassung gibt an eine Bösartigkeit zu glauben. Aber jetzt setzt sich dieser Gedanke wieder in meinem Kopf fest…
Na super, also wieder hoch in die Chirurgie und ein abschließendes Gespräch mit dem Chefarzt. Es wird zur Eile aufgerufen, der nächstmögliche OP Termin soll meiner sein.
Alle bei mir noch offenen Fragen klärt er in einem Satz, ohne das ich was gefragt habe (ich glaub der macht das öfter...)
Die Angst vor bösartigen Knoten kann mir der Arzt allerdings auch nicht nehmen. Endgültige Gewissheit gibt’s halt erst wenn die Knoten unter dem Mikroskop „zerlegt“ wurden.
Der Arzt meint dass die Ergebnisse am Tag nach dem Eingriff da sein müssten. Hoffentlich ist denen das Wochenende nicht heilig, mein OP Termin ist nämlich an einem Freitag.
Dann den Termin gemacht. Am 08.03. soll es losgehen. Ich darf mir aussuchen ob ich nach dem ersten Tag wieder nach Hause gehen oder bleiben wollte. Ich entscheide mich fürs bleiben (dann kann ich wenigstens nicht verschlafen). Und am 09.03. soll dann die OP sein.
Auch soll ich noch mal zum Hausarzt, von dem gibt’s dann die Einweisung ins Krankenhaus zur Stationären Aufnahme – was ist das bloß für ein Bürokratieirrsinn... Blutwerte soll ich bei dem auch noch machen lassen, steht auf dem Merkzettel des Krankenhauses – hätten die in der Klinik ja auch gleich machen können, hatte die Nadel ja eh schon im Arm... (somit hab ich jetzt rechts und links schöne blaue Flecke)
Lasse mir also einen Termin beim Hausarzt geben und mache mich am nächsten Morgen gleich auf den Weg. 8:15 Uhr und nüchtern. 10 Stunden vorher nix essen, trinken und rauchen – na vielen Dank... Die Ergebnisse bekomme ich Anfang nächster Woche.
Ok, auch die paar Tage gehen rum, auf zum Arzt, Werte abholen.
Ich hatte drum gebeten auch mal meine Rheumawerte zu bestimmen. Mir taten wieder die Gelenke so weh. Dieses hat sich, Gott sei Dank, nicht bestätigt.
Inzwischen weiß ich dass auch dieses mit der Schilddrüse zusammenhängen kann.
Auch die Schilddrüsenwerte sind ähnlich wie bei der letzten Untersuchung. Einige haben sich zwar etwas verändert, allerdings kann ich nicht einschätzen ob ich mir darüber sorgen machen sollte. So genau kenne ich mit damit nun auch nicht aus.
Mein Hausarzt meint noch zu mir ich solle keine Angst haben, von außen sieht alles Gutartig aus! Häää? Von außen? Was sind denn das für neuartige Diagnosemethoden? Also, damit kann der mich nun gar nicht beruhigen!

Die Zeit bis zur OP

Die folgenden Tage versuche ich mich, so gut es irgend geht, abzulenken.
Die Aussage dass ich das schon so lange mit mir rumschleppe lässt mich auch nicht los.
Also hole ich mir mal die alten Fotos aus dem Schrank. Auf den Partyfotos aus April 2006 kann man eigentlich nichts Ungewöhnliches sehen. Na ja, schlank war mein Hals nicht gerade, aber auch keine großen Schwellungen. Ne kleine Beule vielleicht... Je weiter ich in der Zeit zurückging, desto kleiner wurde die Beule, aber sie war da, und zwar schon fast 25 Jahre. Das haut mich nun ja komplett vom Hocker. Ist nie jemandem aufgefallen. Dieser kleine Gnubbel gehörte wohl halt zu mir wie meine Zahnlücke...
Im Nachhinein verstehe ich das ganze nicht wirklich. Kein Arzt hat das jemals festgestellt, geschweige denn, meine Probleme richtig erkannt. Damals ging das auch los mit dem Übergewicht. Dass dieses aber von einer Unterfunktion der Schilddrüse kommen könnte, in die Richtung hat nie ein Arzt untersucht. Von den anderen Symptomen, Müdigkeit, frieren, tiefe Stimme, ständige Gereiztheit, mal ganz ab.
Aber, jetzt konzentrieren wir uns auf die Zukunft, hoffen das Beste und versuchen die Nervosität nicht zu groß werden zu lassen!
Inzwischen ärgere ich mich dass ich nicht regelmäßig Fotos von meinem Hals gemacht habe. Der ist nämlich schon wieder dicker geworden, meine Lieblingskette kann ich nicht mehr tragen, ich bekomme sie kaum noch zu.
Aber so glaubt mir dass wahrscheinlich wieder keiner...

1. OP Termin

Der 08.03.2007 ist nun da. Bin schon früh wach. Lasse es ganz langsam angehen. Soll um 11:20 Uhr in der Klinik sein.
Also erstmal Duschen, Katze füttern, und gemütlich frühstücken.
Dann Taxi bestellt. Das Telefon klingelt auch noch mal. Man will mir noch mal alles Gute für die OP wünschen. Ich schreib auch noch ne letzte Mail an Freunde und freu mich über SMS von allen möglichen Leuten die mit mir fühlen.
Um kurz vor 11 ist das Taxi da, auf geht’s. Ist schon ein merkwürdiges Gefühl.
Im Pius angekommen erstmal zur Patientenaufnahme. Werde dort sehr freundlich empfangen. Erste Formalitäten werden erledigt. Dann soll ich auf Station 1A. Der Weg dorthin ist recht einfach zu finden. Treppe hoch und schon da. Das Schwesternzimmer ist auch gleich gefunden.
Man zeigt mir mein Zimmer – Klasse, 2 Bettzimmer! Ein Pfleger kümmert sich dort grad um eine weitere Patientin die auch eben erst angekommen ist. Kurz abgecheckt, etwa mein Alter. Prima. Und bei ihr auch die selbe Diagnose, dass verbindet.
Dann hier weitere Fragen. Allergien, Größe, Gewicht, Lebensumstände und was man die nächsten Tage essen möchte. Bin ich froh dass ich am Freitag im OP bin, da gibt’s nämlich Zwiebelsuppe. Und ich vertrage doch keine Zwiebeln...
Dann kommt der Assistenzarzt und nimmt mich schon mal mit. Blutabnehmen, kurzes Gespräch über die Operation. Hauptsächlich redet er über die Stimmbandnerven. Die gewünschten Blutwerte, die ich noch extra hab machen lassen, Interessieren hier anscheinend auch nicht. Dieser Mensch ist mir vom ersten Augenblick an unsympathisch. Meine Fragen werden ziemlich unwirsch beantwortet.
Egal, wieder zurück aufs Zimmer. Dann gibt’s auch schon Mittagessen. Irgendwie schmeckt mir das ganze nicht. Das Hacksteak hat so ne merkwürdige Gewürzmischung – bäh!
Sei es drum, erstmal gemütlich machen. Dann kommt ein Pfleger und will uns zum EKG in den dritten Stock bringen. Wir fahren mit dem Fahrstuhl. Vom 1. Stock erstmal in den Keller und dann wieder nach oben, ne kleine Rundreise im Lift... Beim EKG brauchten wir nicht lange warten, das ging ganz fix. „Nupsis“ auf die Brust, kurz gemessen – fertig!
Schon waren wir wieder auf unserem Zimmer und bekamen Kaffee serviert. Was ein Service.
Dann ging es zum Anästhesiearzt. Hier war Geduld angesagt, morgen scheint „Großkampftag“ im OP zu sein. Auch das hab ich überlebt. Alles abgeklärt und alle noch so unsinnige Fragen gestellt. Eine super nette Ärztin. Ich hoffe dass sie mich morgen in Tiefschlaf versetzt. Sie hat mein uneingeschränktes Vertrauen.
Sie will noch überlegen ob bei mir eine Röntgenaufnahme nötig ist, aber erstmal geht’s zurück auf Station.
Ich mach es mir wieder gemütlich und warte. Dann kommt der Assistenzarzt. Ich dachte, ich soll zum röntgen, aber...
Er sagt mir ich könne wieder gehen, ein Notfall, ich werde nicht operiert.
Jetzt ist mir der Mann noch unsympathischer. Er verlangt nach meiner Telefonnummer damit man mich anrufen könne wenn sie Zeit für mich hätten. Irgendwie geht der gar nicht auf mich ein. Hab das Gefühl, der will mich loswerden. Auf meine Frage nach einem neuen Termin sagt er nur: wenn ich ihnen den geben könnte, bräuchte ich ihre Telefonnummer nicht!
Also packe ich meine Klamotten zusammen und verlasse ziemlich angesäuert die Station.
Auf dem Weg nach draußen guck ich noch in der Cafeteria vorbei. Dort befindet sich meine Zimmergenossin. Ich will ihr zumindest kurz sagen was passiert ist.
Dann nach Hause, allen Bescheid geben das ich wieder da bin. Zuhause fällt mir dann die Decke auf den Kopf. Ich betäube meinen Zustand mit Alkohol...
Am nächsten Morgen rufe ich dann umgehend im Pius an. Man gibt mir sofort einen neuen Termin.
Der 19.03. soll es jetzt sein. Um 7:30 Uhr soll ich mich auf der, mir schon bekannten, Station melden. Hoffentlich wird meine OP möglichst früh eingeplant...
Und sollte unerwartet früher was machbar sein, dann rufen die mich an (aber diese Hoffnung erfüllt sich nicht).

Wieder warten:

Oh man, wieder 10 lange Tage warten...
Und meine Beschwerden, Druckgefühl, Probleme beim Schlucken und Schmerzen in der Halsmuskulatur, werden auch nicht grade weniger. Und zu allem Überfluss bekomme ich auch noch Husten. Hoffentlich ist der bis zum 19. wieder weg. Eine nochmalige Terminverschiebung überleb ich nicht.
Jedenfalls bin ich am Montag noch schnell zum Hausarzt, wegen dem Husten. Er hat mir dann zu diversen Medikamenten geraten, verschreiben ist ja bei solchen Kleinigkeiten nicht mehr. Aber ich möchte halt sicher gehen, dass ich mir nicht irgendwelche Medikamente einwerfe, die sich negativ auf die OP auswirken würden. Man weiß ja nie. Bei Fieber soll ich umgehend wieder kommen. Ich hoffe dass mir das erspart bleibt. Eine Woche hab ich ja noch um das wieder loszuwerden.
Also Wickel ich mir den Schal um den Hals und setzte mich noch mal in die sehr warme Wintersonne. Eigentlich bin ich ganz froh bei diesem herrlichen Wetter nicht im Krankenhaus zu sein und genieße den Tag.
Nach zwei Tagen ist mein Husten auch schon um ein vielfaches besser. Es geht also aufwärts.
Irgendwie überstehe ich auch die folgenden Tage.
Und ehe man sich versieht ist Sonntagabend. Die Tasche wird wieder gepackt, meine Nachbarin bekommt noch mal letzte Instruktionen wegen meiner Katze, die ja auch versorgt werden muss. Wecker stellen und hoffen dass ein wenig Schlaf möglich ist. Ich bin mega nervös... Hoffentlich schicken mich die Ärzte am Montag nicht wieder nach Hause, meine Erkältung ist immer noch nicht ganz weg. Zwar wesentlich besser, aber... Ich gönne mir noch ein Erkältungsbad, werfe nochmals alles an Medikamenten ein was da ist und bestelle mir eine leckere „Henkersmahlzeit“ beim Pizzamann.
Wer weiß wann ich wieder was Vernünftiges in den Magen bekomme...
Die Nacht ist sehr unruhig, Herzklopfen, Unwohlsein und wirklich schlafen konnte ich auch nicht. Darf ja nicht mal mehr Rauchen...
Aber auch die Nacht geht um, irgendwie.

Die OP und der Krankenhausaufenthalt:

Montag, 19.03.2007:
Heute soll er also starten, mein zweiter Anlauf zur OP.Um 6:00 Uhr bin ich aufgestanden, hab geduscht und die letzten Sachen in den Koffer gepackt. Um Punkt Sieben stand dann auch wieder das Taxi vor der Tür. Oh Gott, oh Gott, was hab ich für ne Angst... Es ist 7:20 Uhr. Im Krankenhaus angekommen begebe ich mich also wieder auf Station 1A. Ich quatsche die erste Schwester an die mir über den Weg läuft. Sie fragt nach meinem Namen und sie wusste auch schon wer ich bin und was ich hier soll. Also greift sie in einen Schrank und holt ein „wunderschönes“ weißes OP Hemdchen heraus. Dann bringt sie mich auf mein Zimmer. Ist leider nicht so schön wie das in der letzten Woche. Liegt im nicht renovierten Teil der Station und hat noch nicht einmal ein Badezimmer. Sie sagt, ich solle mich erstmal beruhigen und lässt mich mit meiner Zimmergenossin allein. Wir unterhalten uns ganz nett und ich vergesse schon fast warum ich eigentlich hier bin. Irgendwann werfe ich mich dann ins Hemdchen, zieh mir noch meinen Bademantel (ist doch etwas kühl am Rücken) über und leg mich ins Bett. Nervös warte ich auf die Dinge die auf mich zukommen. Gegen 9:00 Uhr erscheint die Schwester wieder und bringt mir die berühmte LMAA Pille. Ich frage sie wann denn meine OP geplant ist. Antwort: Jetzt. Bademantel aus und entspannen, sie nennt mich noch mal scherzhaft „Schisser“ und die wilde Fahrt über die Krankenhausflure beginnt. Sie fährt viel zu schnell, nimmt einige Ecken mit und als wir ankommen ist der OP noch nicht ganz vorbereitet. Also werde ich auf dem Flur „geparkt“, sie klemmt mir meine Akte unter das Kopfkissen, wünscht mir alles Gute und verschwindet. Hier lieg ich nun, die wildesten Gedanken kreisen durch meinen Kopf... Dauert nicht lange, da kommt der erste Pfleger und stellt sich mir vor. Den Namen hab ich allerdings wieder vergessen, er war aber sehr nett. Er redet noch kurz beruhigend auf mich ein und verschwindet dann auch. Danach kommt der Anästhesist vorbei. Keine Ahnung was der mir erzählt hat. Und dann die Ärztin. Sie redet beruhigend auf mich ein und macht mir Mut. Dann wirft sie noch kurz einen Blick in meine Akte und erklärt mir, dass die komplette SD raus muss. Nebenschilddrüsen können aber wohl drin bleiben. Sie verspricht mir die Narbe so klein wie möglich zu halten. Als wenn das meine größte Sorge wäre...Dann werde ich auch endlich zur OP Vorbereitung gebracht. Vom kuscheligem Bett auf die Liege. Kalt. Aber da kommt auch schon der Pfleger und legt mir eine vorgewärmte Decke über. Besser. Man zieht mir das Hemdchen halb aus um mir die Kanüle in die linke Hand zu stechen und bekomme irgendwas gespritzt. Elektroden werden auf Brust und Schultern geklebt. Plötzlich schwebt eine Maske vor meiner Nase und man redet etwas von tief einatmen, Sauerstoff und tut ihnen gut. Ich denke mal dass ich innerhalb von 1 bis 2 Minuten weg war. Kann die Dauer aber nicht richtig einschätzen. Dass nächste, woran ich mich erinnere ist dass ich langsam zu mir komme. Allerdings hab ich nicht wirklich Lust meine Augen aufzumachen. Und schon spricht mich auch schon ein Pfleger an. Na, Frau Gerdes, wie geht es ihnen. Ich versuche zu antworten. Es geht nicht. Ich bekomme kaum einen Ton raus. Panik macht sich breit! Was ist passiert – irgendwas mit den Stimmbändern? Man versucht mich zu beruhigen. Es gelingt aber nicht wirklich. Mir wird erklärt dass die Probleme mit der Stimme durch die Beatmung kommen. Ich will es ja glauben... Ich frage nach der Uhrzeit. Erstaunt stelle ich fest dass der Pfleger tatsächlich versteht was ich will. Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht war es 12:30 Uhr. Dann will er mir ein neues Pflaster aufkleben. Das andere hat sich wohl gelöst. Meine Chance – krächzend gebe ich zu verstehen dass ich die Narbe sehen will. Erstaunt guckt er mich an, wundert sich – und holt einen Spiegel. Sieht eigentlich gar nicht so schlecht aus. Schön Rot, aber ok. Die Länge schätze ich so auf 7-8 cm. Als ich sie mir später in Ruhe betrachtet komme ich auf gute 8 cm. Ich lasse mir die Wunde also wieder schön zukleben und versuch ein wenig zu entspannen. Irgendwie bin ich froh dass ich nun alles hinter mir habe! Es ziept und drückt zwar alles, aber es ist doch ein gutes Gefühl zu wissen dass der ganze Kram jetzt raus ist und mir keinen Ärger mehr machen kann! Dann überwältigen mich die Gefühle und die Tränen laufen. Man spritzt mir auch prompt was zur Beruhigung und redet mir gut zu. Ist mir egal, wahrscheinlich war es der Druck, der von mir abgefallen ist und das Bewusstsein dass ich das schlimmste hinter mir habe. Langsam beruhige ich mich auch wieder. Ich versuche mal meine Lage zu analysieren. Linker Arm: Kanüle mit 2 Infusionen, Messgerät für die Sauerstoffsättigung am Finger, Sauerstoffzufuhr in der Nase und Blutdruckmessgerät am rechten Arm. Und das OP Hemdchen ist auch ein anderes. Dieses ist jetzt blau und wesentlich bequemer. Auf der Brust kleben noch die Elektroden. Und zwei Schläuche im Hals, an denen hängen die Blutfläschchen. Von diesen "Fremdkörper" in der Wunde spüre ich zwar nicht viel, aber irgendwie sind die lästig, bei jeder Bewegung sind die Dinger im weg...
Mit drei anderen Patienten befinde ich mich hier. Ein Mann, zwei Frauen. Sehen kann ich sie zwar nicht, aber hören. Die Station nennt sich IMC. Im Pius kommen die Patienten nach der OP hierher und bleiben bis zum nächsten morgen. Es ist auch ständig jemand anwesend. Man liegt also nicht hilflos auf seinem Zimmer und muss nicht bei jedem bisschen klingeln. Ständig wird nach meinem Befinden gefragt und mir ein Schmerzmittel nachgespritzt. Irgendwie ist mir ein wenig unwohl, leichte Übelkeit, aber erträglich. Und der Blutdruck steigt. 170 zu 100. Und das über längere Zeit. Erst am Abend gibt es dann mal einen Schluck Wasser gegen den Durst, hab schon ganz rissige Lippen. Die Nacht ist sehr unruhig. Trotz Ohropax und Schlaftablette finde ich keine Ruhe. Die anderen Schlafen alle sehr gut – und Schnarchen. Und zwar alle 3... Da ich in der Mitte liege "genieße" ich diesen Surround Sound.
In der Nacht kommt dann noch eine Nonne vorbei. Da ich nicht katholisch bin will sie ja wohl nicht zu mir, oder was ist hier los? Sie sucht aber nur den Plausch mit dem Pfleger.
Dienstag, 20.03.2007:
Am morgen die Gelegenheit zur Katzenwäsche und dann gibt es ein leichtes Frühstück, schmeckt mir aber nicht wirklich. Dann geht es zurück zur Station. Hier wartet bereits eine neue Zimmernachbarin auf ihre OP. Allerdings keine SD Patientin. Sie wird im Anschluss auch auf ein anderes Zimmer verlegt. Hier lieg ich nun also und werde erst einmal von vorne bis hinten „betüddelt“. Ich werde nach Essenswünschen gefragt, man erklärt mir wo ich was finde und lässt mich dann erstmal in Ruhe. Da ich noch mein Zimmer nun für mich alleine habe kann ich auch ein wenig abschalten.
Ich schreibe SMS an Freunde und Familie um zu berichten das ich noch Lebe.Irgendwann wackele ich dann über den Flur Richtung Toilette. Die Blutfläschchen in den Taschen des Bademantels, echt praktisch. Gut dass ich den doch noch mitgenommen habe. Da kommt mir die Ärztin entgegen. Sie spricht mich an und versichert mir dass alles gut gelaufen ist. Allerdings hätten die Knoten sich schon am Brustbein befunden. Auch meinte sie, dass es sehr wahrscheinlich gutartige Knoten gewesen seien, sie hätte keine Bedenken in dieser Richtung. Bei meinem zweiten Gang über den Flur kommt mir dann wieder ein Arzt entgegen. Der hatte meinen Befund gerade in Händen gehalten – JUCHUUU!!! Alles gutartig. Dass macht mir Mut. Und wieder schreibe ich SMS um mein Glück allen mitzuteilen. Jede menge Antworten, man freut sich mit mir.
Und ehe man sich versieht gibt es Mittag. Schmeckt schon etwas besser. Ein Schmerzmittel ist auch mit dabei. Und dann ging das Übel los. Nach etwa 45 min. wurde mir so was von Schlecht, Herzrasen und ein Blutdruck der ungeahnte Höhen erreichte. Schwups waren Schwester Annette und ein Arzt zu stelle. Erstmal zwei Infusion und viele beruhigende Worte. Keiner weiß zu diesem Zeitpunkt woher und warum es mir so Scheiße geht. Mir kullern wieder die Tränen, mir geht’s so bescheiden. Der Arzt meint es wäre doch alles gut – Hallo? Mir ist schlecht, mein Puls rast und ich sehe alles verschwommen. Aber langsam wird es besser, mein Zustand normalisiert sich. Und dann kommt auch schon der erste Besuch! – Fein, jemand der mich aufheitert! Das Leben kann so schön sein. Der Rest des Nachmittages verlief dann auch ganz entspannt. Noch mal Besuch, rumgealbert, wir haben uns über meine Stimme amüsiert, immer noch verdammt heiser und kieksig, aber schon viel verständlicher. Das gibt Hoffnung. Andauernd wurde ich von den Schwestern gefragt ob schon was kribbelt, tat es aber noch nicht. Nur meine Lippen waren kaputt, an der Seite aufgescheuert, wahrscheinlich von der Beatmung. Schön eingeschmiert mit Bepanthen, hat auch gut geholfen.
Der Blutdruck war auch immer noch viel zu hoch, aber mein Zustand wurde immer erträglicher. Zum Abendbrot gab es dann wieder dieses Schmerzmittel (Novalgin). Die Wirkung war dieses Mal nicht so heftig, Der Blutdruck etwas zu hoch und leichte Übelkeit. Beim Bettfertigmachen hab ich dann gesehen das sich auf meiner Haut noch Klebereste der Elektroden befanden. Ich hab versucht dieses Mistzeug abzubekommen und mir dabei die Haut aufgerissen. Aber mit der Bepanthensalbe, die ich ja von den Lippen noch da gehabt habe, hatte ich das schnell im Griff. Die Nacht hab ich einigermaßen gut überstanden. Habe noch Lutschtabletten für den Hals und Schmerztabletten von der Nachtschwester bekommen. Aber schlafen konnte ich wieder nicht. Um meine Zimmergenossin nicht zu stören hab ich mich dann mitten in der Nacht auf den Flur gesetzt zum Lesen. Was hab ich die Frau um ihren Schlaf beneidet...
Mittwoch, 21.03.2007:
Am morgen dann die übliche Kontrolle: Blutdruck (immer noch zu hoch 150/100) aber keine erhöhte Temperatur mehr. Zum Frühstück dann wieder Novalgin. Und nach einer ¾ Stunde ging das Elend noch mal los. Schlimmer als am Vortag. Wieder Infusionen, nach einer gewissen Zeit dann endlich Besserung. Ich mache den Arzt darauf aufmerksam dass jedes Mal nach der Novalgineinnahme diese Probleme auftreten. Umgehend wird das Medikament abgesetzt. Ich bekomme ab sofort ein anderes Schmerzmittel. Nun in Tablettenform und anscheinend auch immer ein anderes. Teilweise schlägt mir auch mal was auf den Magen aber das verzieht sich dann auch schnell wieder. Der Arzt kommt vorbei, kurze Bestandsaufnahme, aufgrund meiner Kreislaufprobleme ist die Entlassung erst für Freitag vorgesehen und schon ist er wieder weg. Die blöden Blutflaschen sollen heute auch noch verschwinden. Was freu ich mich wenn die Schläuche endlich raus sind... Am Nachmittag war es dann soweit, Schwester Annette kommt und will mir die Schläuche rausziehen. Am schlimmsten ist das ablösen des Pflasters. Dann ein kurzer Ruck, ein kurzes ziepen und weg! Ich habe das Gefühl mir wird ein halber Meter Schlauch rausgezogen, sind aber wohl nur etwa 6 cm auf jeder Seite. Dann wieder ein schönes großes Pflaster auf den Hals und gut is. Annette fragt mich wieder ob inzwischen irgendwas kribbelt und verlangt dass ich mich umgehend melde wenn es soweit ist. Jawohl Oberschwester Hildegard – wird gemacht!
Im Laufe des Nachmittags ist es dann auch soweit – es kribbelt. Also arbeiten die Nebenschilddrüsen noch nicht richtig, das Kribbeln kommt durch den dadurch auftretenden Calciummangel. Man gibt mir 2 Ampullen Calcium und es verfliegt auch recht bald wieder, tritt nun aber regelmäßig auf. Dann geht’s zum „Giftschrank“ im Schwesternzimmer und es gibt Nachschub. Der Rest des Tages verläuft ganz angenehm. Meine Zimmergenossin ist heut im OP und ich hab das Zimmer für mich alleine. In der Nacht kann ich trotzdem wieder nicht schlafen, wenn es hochkommt hab ich vielleicht 2 Stunden geschlummert.
Donnerstag, 22.03.2007:
Nach dem Aufstehen die übliche Prozedur, juchhu, mein Kreislauf hat sich endlich stabilisiert. Bei der Visite gibt mir der Arzt zu verstehen dass ich morgen nach Hause darf. Und das allerschönste: Ich darf Duschen!!! Und das große Pflaster kommt auch ab. Nur die Klebestrips sind noch drauf und an der Seite hängen noch ein paar Fäden. Als ich mich später im Spiegel betrachte stelle ich fest dass die Haut dort, wo das Pflaster gesessen hat, doch sehr gerötet ist.
Heut gibt’s noch ne Blutabnahme (hat fast 2 Wochen gedauert bis der blaue Fleck sich zurückgebildet hat) und die Überprüfung der Stimmbänder. Zunge raus, festhalten, Mund weit auf, sodass die Ärztin einen guten Blick hat, zweimal „Ih“ sagen (ist gar nicht so einfach mit raushängender Zunge und einem Lachkrampf) und das war es. Alles funktioniert einwandfrei. Meine Stimme hat sich inzwischen auch um ein vielfaches verbessert. Zurück auf Station und den Tag schön ruhig über die Bühne gebracht. Ab und an trifft man auf dem Flur Patienten mit der gleichen Krankheit – man erkennt sich sofort – Hey, du auch? Schildies unter sich *gg* Die Nacht kommt und ich hab wieder kaum geschlafen. Und in der Nacht haben wir es tatsächlich geschafft – wir haben den Calciumvorrat wegesoffen, in der Nacht gibt es jetzt nur noch Lutschtabletten – helfen aber genauso gut.
Freitag, 23.03.2007:
Aufstehen, Frühstücken, Pflasterstips ab, nur die Fäden bleiben noch drin. Die werden Montag gezogen. Visite abgewartet. Ja, ich darf nach Hause. Allerdings ist der Arztbrief noch nicht fertig. Man schlägt mir vor diesen an meinen Hausarzt zu schicken und mir ne Handvoll Tabletten mitzugeben. Von mir aus – ich will nur weg!

Die Zeit danach (wird ständig aktualisiert)

23.03.07, 10:30 Uhr: Nun sitze ich also wieder Zuhause.
Mir geht einigermaßen gut, Körperliche Anstrengung kommt zwar noch nicht so toll, der Weg in den Wäschekeller ist schon fast zuviel, aber was will man erwarten, dass kommt schon noch.
Der Nacken tut auch noch weh und Kopfschmerzen machen sich breit. Aber auch das werd ich in den nächsten Tagen in den Griff bekommen!
Den Nacken wärme ich mit einem Körnerkissen und die Wunde wird mit Eisbeuteln gekühlt.
Die Narbe sieht auch recht gut aus, nur die Haut ist Kunterbunt (blau, gelb, grün) und ich kann Kleidung oder Haare im Wundbereich noch nicht ertragen. Aber sonst ist alles ok.
Nur als ein Freund zu mir sagt: Anja, du siehst aus als ob du direkt aus nem Horrorfilm entsprungen bist - da zweifle ich doch etwas an meinem guten Aussehen... :)
Und seit heute morgen nehme ich Euthyrox 100. Mal gucken wie sich das auswirkt...
Dann mache ich mich auf den Weg zur Apotheke. Calcium, was für den Hals und Pflaumensaft (irgendwie muss ich meine Verdauung ja wieder anregen) besorgen.
Ca. 6 Wochen lang habe ich leichte Probleme mit meinem Calciumspiegel. Immer wieder leichtes Kribbeln und Krämpfe. Inzwischen gehören diese Probleme allerdings der Vergangenheit an.
Am Wochenende fühle ich mich super, könnte Bäume ausreißen. Allerdings stoße ich auch schnell an meine Grenzen...
Am Montag dann zum Hausarzt, der schreibt mich erstmal bis zum 06.04. Krank. Fäden will er aber erst am Donnerstag ziehen. Den Arztbrief hat er allerdings noch nicht bekommen, bzw. nur einen in dem steht dass ich operiert worden bin. Somit kläre ich ihn erstmal auf das alles Gutartig war und ich Euthyrox 100 in der Klinik bekommen habe. Die verschreibt er mir dann auch gleich.
An die Einnahme muss ich mich auch erst gewöhnen. Eine halbe Stunde vor dem Frühstück – und das wo ich eigentlich nie wirklich Frühstücke...
Und ich soll einen Termin beim Endokrinologen machen. Der ist am 17.04.
Kaum zu Hause ruf ich im Pius an wegen dem fehlendem Brief. Ja, es gibt noch einen weiteren Arztbrief, der geht heute in die Post. Na guck, mal sehen was da so drin steht.
Am Donnerstag dann wieder zum Hausarzt. Fäden rausziehen lassen – hatte ich mir schlimmer vorgestellt, hab es kaum gemerkt. Ich frag ihn auch nach meiner Narbe. Da hat sich so ein merkwürdiger „Gnubbel“ gebildet. Nervt ganz schön... Er meint ich soll mir keine Sorgen machen, dass gibt sich von alleine. Na gut, er ist der Arzt.
Für meinen elend verspannten Nacken bekomme ich nun auch endlich mal Bestrahlungen. Schmerzt noch ganz schön und bestimmte Bewegungen funktionieren noch immer nicht.
Somit bin ich nun jeden Tag beim Arzt, na ja, wenn’s hilft...
Inzwischen fühle ich mich etwas Antriebslos, bin immer Müde. Sind wohl die Hormone die meinen Körper durcheinander bringen... Die Einstellung ist wohl noch nicht so wie sie sein soll. Aber die Einstellung braucht ja auch seine Zeit. Das wird schon noch.
Der Gnubbel an der Wunde stellt sich, bei einer Kontrolluntersuchung im Krankenhaus, als Bluterguß heraus, man rät mir, mal wieder, zur Geduld - hoffen wir mal das beste (nach 5 Monaten hat er sich auch fast vollständig zurückgebildet).
Inzwischen hab ich mir auch den Befund erklären lassen. Es waren kalte Knoten, mit Einblutungen und Morbus Basedow im Anfangsstadium.
Mit MB (eine Autoimmunerkrankung, meine Schilddrüse arbeitete also unkontrolliert) hatte ich nun gar nicht gerechnet. Man versichert mir aber dass, aufgrund der Tatsache das meine Schilddrüse nun komplett weg ist, ich mir darüber keine Sorgen mehr machen muß.
Hab wohl mächtig Glück gehabt das die Krankheit noch nicht richtig ausgebrochen war...

Bei meinem Termin beim Endokrinologen liegen meine Schilddrüsenwerte in den Normwerten des Labors. Da ich mich allerdings sehr bescheiden fühle wird meine Dosis angepasst und von 100 auf 150µg erhöht.
Auch der Hersteller wurde gewechselt. Seid Anfang April quäle ich mich nun schon mit Magenproblemen, ich vermute ganz stark dass die mit den Medikamenten zusammenhängen... Allerdings bekomme ich mit Einnahme des neuen Präparates heftiges Sodbrennen. Und was sagt mein Hausarzt? - ich kann ihnen nicht mehr helfen, ich hab alles getan. Gehen sie zum Endokrinologen, vielleicht weiß der eine Lösung. Spachs, gibt mir eine Krankmeldung über 3 Tage und verschwindet.
Somit stehe ich alleine mit meinem "brennenden" Magen auf weiter Flur...
Den neuen Termin beim Endo hole ich mir zwar, aber der ist erst in 3 Wochen.
Da mein Hausarzt schon mehrmals, für mich, unverständlich gehandelt hat und ich kein Vertrauen mehr zu ihm habe, begebe ich mich auf die Suche nach einem neuen Arzt.
Dieser erweist sich als wesentlich gründlicher, findet allerdings auch keine Organische Ursache für meine Beschwerden. Dankenswerter Weise verschreibt er mir auch etwas zur Bekämpfung meines Sodbrennens.
Also bleibt mein Verdacht auf Unverträglichkeit und die Hoffnung auf den Endokrinologen.
Der Endo verschreibt mit dann L-Thyroxin in Tropfenform und ja - es hat geholfen. Innerhalb weniger Tage spüre ich eine Verbesserung meines Zustandes.
Allerdings zeigen meine aktuellem Blutwerte eine Überfunktion an (TSH 0,05).
Daher also mein bescheidener Gemütszustand...
Also wird die Dosis gesenkt und mit 130 Mikrogramm Levothyroxin-Natrium gehts mir supergut!
Fazit: 13 Wochen nach der Op endlich die richtige Hormoneinstellung, 11 Wochen Magenprobleme durch eine Medikamentenunverträglichkeit und die Gewissheit das ich mich immer noch auf mein Gefühl verlassen kann...

Tja, und als ich meinen Hausarzt am 22.08. danach frage ob man die Kelloidbildung der Narbe irgendwie aufhalten kann da schickt der mich zur Chirurgie.
Den Termin bekomme ich auch sehr schnell: 28.08..
Denke an nix böses und bekomme gesagt das die Narbe operativ nachgebessert werden soll. Ups, damit hab ich nun überhaupt nicht gerechnet. Einen Termin bekomme ich schon für den 31.08. Soll auch am selben Tag noch bei der Anästhesie vorstellig werden.
Man, geht das schnell diesesmal... Kaum Zeit zum nervös werden.
Also auf zur Anästhesie, Aufklärungsgespräch, für mich als alten Hasen ja nix neues mehr und erst zu Hause wird mir langsam bewußt was da schon wieder auf mich zukommt...

Freitag, 31.08.2007, 8:30 Uhr, Ankunft im Pius, Station gesucht, Zimmer gezeigt bekommen, nette Bettnachbarin, 9:30 Uhr ab in den OP. Nervöser als beim letzten mal bin ich allerdings schon. Keine Ahnung wieso... Kurz vor Zehn, alles fertig, nur die Ärzte fehlen noch. Albernes rumgeflachse mit den Pflegern, um 10:15 Uhr kommt der Anästhest und narkotisiert mich. Durch die Uhr im OP hab ich dieses mal ein etwas besseres Zeitgefühl. Um 11:00 Uhr werde ich auch schon wieder wach. Eigentlich gehts mir ganz gut, nur ein leichtes brennen an der Narbe.
Um 12:00 Uhr geht auch schon wieder zurück auf Station. Nachmittags kommen dann leider ein leichtes Übelkeitsgefühl und Kreislaufprobleme dazu, aber durch eine Infusion geht es mir auch bald besser. Und um 18:00 Uhr gehts wieder nach Hause.
Bereits am nächsten Tag werden die Fäden gezogen (tat dieses mal etwas weh, aber der Schmerz war bald wieder verflogen) um auszuschließen das diese die Wunde unnötig reizen. Sogenannte Steristips halten die Wunde jetzt zusammen.
Bis zum Nachmittag gehts mir auch ganz gut. Dann bekomme ich wieder eine leichtes Übelkeitsgefühl und der Kreislauf macht Probleme. Bis zum Abend quäle ich mich hin, dann rufe ich beim Ärztlichen Notdienst an, ich kann nicht mehr.
Den Anruf hätte ich mir auch sparen können, ich soll mir MCP Tropfen in der Apotheke besorgen, dann würde schon wieder werden. Ah ja, also frage ich meine Nachbarin ob sie mit mir zur Notaufnahme des Krankenhauses fahren würde. Tut sie. Vielen Dank dafür!!
Dort bleibe ich ca. 3 Stunden. Blutabnahme aus Ohr, Arm und Finger, Blutdruckmessen (viel zu hoch) EKG und 2 Infusionen. Außerdem mache ich das erste mal in meinem Leben Bekanntschaft mit Hyperventilieren. Ganz langsam verbessert sich mein Zustand. Werde dann, zwar noch recht wackelig auf den Beinen, aber einigermaßen Stabil, wieder entlassen. Bekomme noch ein Rezept für die schon erwähnten MCP Tropfen und hoffe das der stabile Zustand bleibt...
Der nächste Tag ist auch schon erträglicher und im laufe der nächsten Woche wird´s immer besser.

Auch die Narbe macht einen tollen Eindruck. Zwar noch etwas blau und geschwollen, aber schon wesentlich besser anzuschauen als vor der 2ten OP.
Jetzt, 3 Wochen später, ist auch alles wieder abgeschwollen und sieht recht gut aus - bleibt zu hoffen das es keine negativen Veränderungen gibt. Aber ich bin optimistisch!!
Ich bereue diesen Schritt kein bißchen!

Allerdings hoffe ich auch das meine Probleme jetzt langsam mal ein Ende nehmen... (bis zum 21.09.2007 hab ich in diesem Jahr bereits ganze 58 Arzt/Krankenhausbesuche hinter mir)
Die anderen Probleme haben aber wohl nichts mit der Schilddrüse zu tun und sind hoffentlich ohne ernsteren Hintergrund.
Vielleicht liegt es ja auch nur an meinem angeschlagenen Immunsystem...
Aber das wird sich zeigen, die Arztbesuche werden ersteinmal weiter gehen...
(Hier handelte es sich um starke Rückenschmerzen durch Verschleiß an der Wirbelsäule und Asthma durch Allergien)